Donnerstag, 26. September 2013

Von Morningside zu Morningside

Schon sind wieder fünf Tage vergangen, seit dem Sprachkurs und ich habe nun heute endlich die Zeit (und die Motivation) gefunden die Erlebnisse der letzten zwei Wochen für euch ein bisschen zusammenzuschreiben.

Am Samstag, den 7.September machte ich mich zusammen mit der deutschen Praktikantin Lisa und zwei ihrer Freunde schon recht früh am Morgen auf den Weg zu einer kleinen Wanderung in den Uluguru Mountains. Unser Ziel war die Morning Side, ein altes deutsches Missionarshaus, das seit über 100 Jahren nicht mehr genutzt wird, mit seinem schön angelegten Garten (dieser wird weiterhin gepflegt) und der wundervollen Aussicht jedoch ein beliebtes Ausflugsziel ist.  Die ca. 2 stündige Wanderung war extrem schön, denn die Berge haben neben fruchtbarem Boden auch viel Wasser und sind daher ein beliebtes Anbaugebiet für alles mögliche. So kommt man auf dem Weg nach oben schon einmal an einem Kopfsalatfeld vorbei oder kann folgende Pflanze bestaunen:

Ja, genau. Es gibt dort tatsächlich Erdbeeren.
Da wir ein bisschen Glück hatten konnten wir bei einer Frau, die gerade auf dem Feld arbeitete gleich eine Tüte kaufen :). So ging es dann nach einer Essenspause und der tollen Aussicht wieder den Berg hinunter und "nach Hause" in Richtung Lutheran Junior Seminary. Dort war es dann plötzlich vorbei mit der Ruhe der letzten Tage, denn die ersten Sprachkursteilnehmer waren schon eingetroffen und sozusagen von einem Moment auf den anderen wimmelte es nur so von jungen, deutschsprachigen Freiwilligen. Ein ganz ungewohnter Anblick, waren doch bisher recht wenig Sprachschüler hier an der Schule. Natürlich war es aber schön neue Leute kennen zu lernen und die Freiwilligen von Mission EineWelt wiederzusehen. Natürlich hatten wir uns viel zu erzählen, sodass wir den Abend im Aufenthaltsraum der Sprachschule verbrachten.

Bis spät in die Nacht konnte ich jedoch der Runde nicht beiwohnen, denn am nächsten Tag hieß es für mich wieder früh aufstehen, um den englischen Gottesdienst um 7Uhr zu besuchen. Dort wurde ich von Ingrid vorgestellt und hatte auch gleich Gelegenheit mich von ihr zu verabschieden, denn sie ist nun für 4 Monate nach Deutschland geflogen und wird erst im Januar wiederkommen. Am Nachmittag ging es dann zusammen mit ein paar Mädls einer anderen Organisation in die Stadt. Am Abend waren dann auch die restlichen Sprachkursteilnehmer eingetroffen und der Aufenthaltsraum wurde rege genutzt.

Am Montag begann dann der Unterricht mit einer kurzen Einführung und dem Lernen der Begrüßungen. Der Nachmittag war dann schon wieder frei und während einige Freiwillige die Zeit nutzten um (noch einmal oder zum ersten Mal) die Stadt anzusehen, blieb ich mit den anderen auf dem Campus und genoss die Pause. An den weiteren Tagen der ersten Sprachkurswoche verlief der Unterricht immer nach einem ähnlichen Prinzip. Vormittags wurde die Grammatik und neue Vokabeln etc. in der Großgruppe besprochen. Dabei sorgte die 10Uhr-Teepause dafür, dass das richtige Feeling für uns aufkam, denn das kannten wir ja schon von unseren Sprachkursen in Deutschland :). Nach dem Mittagessen und einer großzügigen Pause ging es dann weiter in den Einzelgruppen beim sogenannten "Drill". Also, ganz ehrlich, der Name war für mich durchaus ein wenig irreführend, denn ich habe mir das irgendwie ziemlich schrecklich vorgestellt ;) Was sich hinter dem militärisch anmutenden Wort verbirgt ist aber lediglich eine Übungseinheit in Kleingruppen mit je einem Lehrer, in der die Themen vom Vormittag noch einmal intensiviert werden und man die Gelegenheit hat auch das Sprechen zu üben, was mir durchaus geholfen hat.
Zwei Einheiten waren außerdem auch reserviert für kulturelle Informationen und Orientierungshilfen. Teilweise war uns das schon bekannt (oder etwa im Falle von solchen Regeln wie "Man furzt nicht am Tisch" hoffentlich doch durch die Erziehung in Deutschland bereits selbstverständlich geworden), doch es waren auch neue und wirklich hilfreiche Tipps und Infos dabei, die hoffentlich helfen werden zumindest ein paar Fettnäpfchen zu umgehen.

Nach einem Fußballspiel zwischen der Mannschaft der Secondary und einem Team unserer Gruppe am Freitag stand dann schon das Wochenende vor der Tür. Dafür standen zwei Aktivitäten von der Sprachschule aus zur Verfügung. Ein Teil der Gruppe besuchte am Vormittag einen Massaimarkt in der Nähe, während der andere Teil (darunter auch ich) schon um 5:30Uhr zum Mkuminationalpark aufbrach um dort eine kleine Safari zu machen. Nach tierreichen zweieinhalb Stunden verließen wir den Park wieder und machten nach dem Mittagessen noch einen kurzen Abstecher zu einer Art Schlangenzoo. Das war ein relativ überschaubares Gelände, auf dem in verschiedenen "Terrarien" alle möglichen Schlangenarten gehalten wurden. Außerdem gab es auch Schildkröten und Krokodile zu bestaunen. So richtig begeistert war ich von diesem Ort nicht, denn die Haltungbedingungen für die Tiere waren doch ziemlich schlecht (soweit ich so etwas als Laie beurteilen kann) und ich bin generell kein großer Fan von Zoos. Interessant war es schon, vor allem weil die Leute dort sich wirklich ziemlich gut mit Schlangen auskannten und so einiges zu erzählen wussten. Am Nachmittag waren wir dann wieder zurück und ließen den Tag noch gemütlich ausklingen.

Am Sonntag nutzte ich den freien Vormittag um zum ersten Mal hier so richtig auszuschlafen. Am Nachmittag gab es einige Erledigungen in der Stadt zu tun und abends brach dann ein Großteil der Gruppe auf, um das "Fiesta"-Festival im Fußballstadion von Morogoro zu besuchen. Dort wurde die in Tansania wohl recht beliebte Musikrichtung Bongo Flava durch verschiedenen Künstler vertreten. Fühlte ich mich am Anfang noch etwas unwohl in der großen Gruppe von lauter "Wazungus" (Weiße/Europäer), so war ich schon bald sehr froh über die Anwesenheit der anderen Freiwilligen, denn so konnte man sich ein bisschen schützen vor den zahlreichen Anmachversuchen, die man -vor allem als Mädchen- dort bekam.

Mit dem nächsten Tag begann auch der Unterricht wieder und leider musste ich mich auch von Lisa verabschieden. Ihr Praktikum hier ist zu Ende und sie ist nun noch einmal in den Süden zu ihrer ehemaligen Einsatzstelle gereist, bevor sie wieder nach Deutschland fliegen wird. Einige Leute fehlten am Montag auch beim Sprachkurs und das war nicht in allen Fällen dem Festival am Vorabend zuzurechnen. Vielmehr hatten sich weitere Leute Malaria eingefangen (schon in der Woche zuvor hatte es 2 Mädchen erwischt) und mussten nun das Bett hüten. Nach wenigen Tagen und der richtigen Medizin ging es aber bald allen wieder besser. Morogoro ist aufgrund der geographischen Lage und des Klimas als Hochrisikogebiet für Malaria bekannt und so gibt es wohl jedes Jahr in dem Sprachkurs auch mehr oder weniger Fälle. Natürlich hoffe ich darauf, dass es mich nicht auch irgendwann einmal erwischt, aber die Wahrscheinlichkeit ist natürlich ziemlich hoch. Da ist es beruhigend zu wissen, dass direkt auf dem Campus eine kleine Krankenstation ist, wo ich bei Verdacht gleich einmal einen Test machen kann und auch die richtige Medizin erhalte. Macht euch also keine Sorgen :)
Die zweite Woche verlief im gleichen Rhythmus wie schon die erste Woche. Die kulturellen Einheiten wurden jedoch weggelassen. Am Freitag wurde der Sprachkurs dann mit einem kleinen Test abgeschlossen, den wir am gleichen Abend zusammen mit einem Zertifikat zurückbekamen.

Am Samtag hieß es dann Abschied nehmen von einem Großteil der Freiwilligengruppe, bevor ich zusammen mit ein paar Mädchen meiner Organisation, die noch bis Sonntag hierbleiben wollten und drei Sprachlehrern noch einmal eine Wanderung zur Morningside in den Ulugurus machte. Dabei nahmen wir diesmal einen etwas anderen Weg, der schneller aber auch deutlich anstrengender war. Dieser Ausflug erinnerte mich natürlich wieder an den Samstag zwei Wochen zuvor, an dem "alles begann" und so hatte das Ganze irgendwie einen recht schönen symbolischen Charakter.

Diesen wundervollen Ausblick genießt man von der Morningside aus.


Seit Montag dieser Woche bin ich nun wieder "alleine". Einerseits genieße ich die Ruhe auf dem Gelände durchaus, andererseits vermisse ich gerade die Freiwilligen von Mission EineWelt und freue mich darauf, sie wohl zu Silvester alle wieder sehen zu können. Ich habe wieder angefangen im Kindergarten mitzuarbeiten und kämpfe weiter mit der Sprache, die für mich im Moment einfach das größte Hinderniss darstellt. Ich bemühe mich zuversichtlich zu bleiben und lerne jeden Abend fleißig Vokabeln. 




5 Kommentare:

  1. Danke für die Bestätigung, dass du bestimmte wichtige Verhaltensregeln schon zuhause gelernt hattest...ich lach mich kaputt!
    Viel Erfolg weiterhin beim Sprache-lernen!

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  2. Ich suche immer noch die "I like it"- Taste ;-)
    Wir freuen uns über die netten Berichte und die schönen Bilder!
    Peter

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  3. Nicht frusten lassen mit der Sprache. Irgendwann machts Klick - oder wie heisst das auf Kisuahili? :-) Danke für Deine intereressanten Berichte. Schön, dass man Deine Zeit in Tanzania so ein bisschen miterleben kann. Alles Liebe!

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  4. Wir liegen gerade lachend auf der Couch! Das sind so lustige und schöne Beschreibungen Deiner Erlebnisse! Ganz herzlichen Dank! - Mounir erinnert sich gerade an seine ersten Wochen mit Deutsch und das viele Lernen und dann doch das eine Wort nicht wissen!. Liebe Grüße und halt durch! Das wird!
    U&M

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  5. Liebe Verena,
    ich sitze in meiner Wohnung, habe die Heizung schon andrehen müssen und freue mich über Deine schönen Berichte.
    Liebe Grüße, ich drücke Dich, Deine Oma

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