Mittwoch, 11. Dezember 2013

Gottesdienst in einem Massaidorf

Zur Zeit ist ein amerikanischer Pastor am Seminary zu Besuch. Er lebt mittlerweile schon länger in Tansania als in den USA und unterstützt hier auch die Familie eines verunglückten Freundes. Aus dieser Familie ist ein Kind bei mir im Kindergarten und im nächsten Jahr wird auch der knapp 3-jährige Sohn die Klasse der Jüngsten besuchen und die Mutter am Leadershipkindergartenkurs teilnehmen. Da der Pfarrer gerade auch in einem der Appartements der Sprachschule wohnt, habe ich ihn kennen gelernt und wurde gefragt, ob ich ihn nicht einmal zu einem Gottesdienst in einem der Massaidörfer bei Morogoro begleiten möchte.
Man kann sich vorstellen, dass ich nicht unbedingt lange gezögert habe. Leider war die erste Gelegenheit jedoch genau an dem Sonntag, den ich in Dar es Salaam verbracht habe. So war ich froh, dass es auch eine Woche später, am 1.Advent klappte und ich gegen halb neun zusammen mit dem Pastor und einigen anderen Leuten (von denen ich zum Teil nicht ganz herausgefunden habe wieso sie dabei waren, ich denke einige waren auch so als "Besuch" dabei wie ich) aufbrach. Wir fuhren auf der Straße in Richtung Dodoma und es war schön auch diesen Teil von Morogoro und das davor liegende Land zu sehen. Sehr auffällig war vor allem, dass die Landschaft zunehmend trockener wurde, je weiter wir uns von den Uluguru Mountains entfernten. Als wir zuletzt an unserem Ziel, dem Massaidorf, ankamen fühlte ich mich von der Landschaft her sehr an Namibia erinnert und fragte mich doch, wie die Leute in dieser dürren Gegend ihre Rinder halten können.

Das Dorf an sich war ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Eigentlich habe ich auch gar nicht so viel davon gesehen, denn die Häuser waren sehr verstreut und die Kirche etwas abseits (soweit ich mir das zusammenreimen konnte, denn ich habe nicht die ganze Siedlung gesehen) gelegen. Als wir ausstiegen wurden wir sofort recht herzlich begrüßt und in die Kirche gebeten, die aus Backsteinen gebaut wurde und keinen festen Boden sowie keine geschlossenen Fenster oder Türen (stattdessen wurden einfach entsprechende Löcher gelassen) enthält, was ihr einen zeltartigen Charakter gibt und aufgrund der Hitze wegen des Luftzuges durchaus angenehm war.
Einige Frauen hatten unter einem Baum nahe der Kirche bereits gekocht und so wurden gleich nach unserer Ankunft  Thermonskannen mit frischer, abgekochter Milch oder Chai sowie Töpfe mit Chapati und Rindfleisch gebracht und es gab erst einmal eine Art Willkommensbrunch. Anschließend hieß es erst einmal lange Zeit warten, warten und weiter warten. Meine Uhr hat sich schon vor einiger Zeit dazu entschieden nicht mehr zu funktionieren und ich habe vergessen auf mein Handy zu sehen, daher kann ich nicht genau sagen wie lange es wirklich war und eigentlich ist das ja auch nicht so wichtig, denn ich hatte in der Zeit ein paar nette Gespräche.

Vor dem Beginn des Gottesdienstes zeigte der Chor des Dorfes sein Können und brachte sich auch im Verlauf des Gottesdienstes ein, was unglaublich schön war. Zu den Liedern wurde immer auch eine Tanzdarbietung gezeigt und es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie musikalisch und ausdauernd die Sänger dabei sind. Da die Gemeinde seid etwa einem Jahr keinen Pfarrer mehr zum Gottesdienst hatte (mir wurde erklärt, dass schon Gottesdienste stattfanden, aber eben nicht von einem offiziellen Pfarrer) brachten viele Mütter ihre Kinder (teilweise auch spontan) zur Taufe. So wurden 11 Menschen (darunter auch zwei Erwachsene) in dem Gottesdienst getauft.
Auffällig war unter den Gottesdienstbesuchern, dass es sich hauptsächlich um Frauen und ältere Männer handelte, mir wurde dazu später erklärt, dass die jungen Männer die Rinder hüteten und es daher nicht in den Gottesdienst schafften. Trotzdem waren in der Kirche 127 Leute, davon knappe 70 Kinder und Jugendliche.

Nach dem Gottesdienst gab es noch einmal zu Essen (Reis mit Soße und Rindfleisch). Dabei ist es so, dass meist zu viel Essen auf den Teller geladen wird und es nicht unhöflich (da teilweise unmöglich) ist, etwas stehen zu lassen. Dabei war dies mein erstes Essen, bei dem mir überhaupt kein Besteck zur Verfügung stand und so war ich froh doch in der Sprachschule "zum Spaß" so manches mal geübt zu haben, denn es ist gar nicht so leicht, sich nicht komplett einzukleckern beim mit den Fingern essen. Ich habe es glaube ich ganz gut gemeistert :)
Nach dem Essen verabschiedeten wir uns dann und fuhren mit dem Auto zurück nach Morogoro, wo wir gegen halb 4 wieder am Seminary ankamen. All die neuen Eindrücke, die Gespräche und die Hitze haben mich doch sehr müde gemacht und so verbrachte ich die Autofahrt schlafend.

Leider habe ich von diesem Ausflug keine Bilder, dafür aber zu diesem Thema eine sehr lustige Geschichte für euch. Mit dem Thema Fotos machen sollte man hier sehr sensibel umgehen und so hatte ich beschlossen meine Kamera gar nicht erst mitzunehmen in das Dorf, da ich mir nicht sicher war, ob es vlt. schon als unhöflich angesehen würde, wenn ich nur fragte, ob ich ein Foto machen darf. Ich wollte mich also nicht in Versuchung bringen. Nach dem Gottesdienst wurde mir jedoch klar, wie dämlich dieser Gedanke gewesen war, als plötzlich aus mehreren Richtungen Fotogeräusche erklangen. Beim Undrehen und ein wenig suchen musste ich ein wenig erstaunt feststellen, dass einige der Massaimänner ihre Handys gezückt hatten (diese hängen häufig in eigenen Taschen am Gürtel der traditionellen Gewänder) und mich fotografierten - ohne zu Fragen. Tja, da stand ich nun und lachte innerlich über mich selbst und meine plötzlich naiv wirkende Vorsicht. Da habe ich wieder etwas gelernt, das nächste Mal ist die Kamera wohl sicher mit dabei, auch wenn ich weiterhin natürlich vorsichtig sein werde mit dem Thema Bilder machen.

Für euch tut mir das Leid, denn so kann ich euch nun keine Bilder zeigen, für mich ist es nicht so schlimm, denn die Bilder sind in meinem Kopf jederzeit für mich abrufbar.

1 Kommentar:

  1. Oh - da wäre ich auch gerne dabeigewesen! Ich hoffe du kannst bald mal wieder dort hin - mit Kamera :-)

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